Johanneskapelle

Die Johanneskapelle am Kreuzgang

Tausendjähriges Baptisterium

Beim Bau der Münsteranlage im 10. Jh. entstand in der Südwest-Ecke des Kreuzgangs eine Taufkapelle, die wohl beim großen Brand von 1174 zwar nicht zerstört, aber stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der heutige Bau entstand um 1215, als der Fürstbischof den Raum zu seiner Palastkapelle umfunktionieren ließ.

Die Palastkapelle des Fürstbischofs war zweigeschossig und mit einer umlaufenden Empore ausgestattet. Der Bischof, der von seinem Palast aus durch eine eigene Tür die Empore erreichen konnte, ließ um 1220 den oberen Teil mit prächtigen Fresken schmücken. Der Bilderzyklus gehört zu den wichtigsten romanischen Werken des gesamten Alpenraums und ist in seinem Konzept einzigartig.

Johanneskapelle
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Triumphbogen und Taufbecken

Einzigartige sakrale Kunstwerke

Am Triumphbogen thront die allegorische Figur der Sapientia (Weisheit), an der gegenüberliegenden Westwand thront die Ekklesia (Kirche). Insgesamt 60 weitere allegorische Figuren sowie Gestalten aus der Bibel und der Kirchengeschichte waren ursprünglich auf die beiden Hauptfiguren ausgerichtet. Leider sind einige durch Umbauarbeiten im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen.

Im Zentrum der Johanneskirche steht ein großer Taufstein aus rotem Trientner Marmor. Er dürfte aus der ursprünglichen Taufkapelle übernommen worden sein und rund 1000 Jahre alt sein. Das innen flache Becken erinnert daran, dass die Täuflinge ursprünglich in das Taufwasser ganz eingetaucht wurden.

Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.

Joh 3,30

Der Bilderschmuck

Zeugnisse mittelalterlicher Kunst

Das Bildprogramm war durch die umlaufende Empore von unten aus kaum einsehbar. Es diente vor allem dem Fürstbischof als eine Art Gewissensspiegel, denn als geistlicher Oberhirte war er für die Kirche (Ecclesia) zuständig, als weltlicher Fürst musste er sein Volk mit Weisheit (Sapientia) regieren. Die dargestellten Figuren, wie z.B. König Darius von Persien, der den Bau des Jerusalemer Tempels förderte, oder die Königin von Saba, die Salomos Weisheit erleben wollte, sollten ihm als Anregung dienen.

Im Altarraum finden sich weitere Fresken aus späterer Zeit (14./15. Jh.). Neben schönen gotischen Fresken im linearen Stil ist vor allem die Apsis beachtenswert. Hier findet sich die seltene Darstellung einer Maria lactans (Maria stillt das kleine Jesuskind). Flankiert ist sie von den beiden Patronen der Kirche, dem Heiligen Johannes der Täufer und dem Heiligen Evangelisten Johannes.

Die Johanneskirche kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden.