Daniel-Herz-Orgel
Die Orgel der Frauenkirche
Die Chororgel der Frauenkirche ist aus drei Gründen ein Unikum.
- Sie ist so in den Raum eingebaut, dass man im Chor von allen Seiten von der Orgel umgeben wird
- Der Prospekt ist als Freipfeifenprospekt ausgebildet, der von zwei positivartigen Gehäusekästen eingerahmt wird
- Die Orgel kann im Kammerton und im Chorton gespielt werden und hat im Chorton zahlreiche gebrochene Obertasten.
Dies ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem ehrgeizigen Organisten und Chorherrn Dr. Philipp Nissl und dem aufstrebenden, damals gerade 30 Jahre alten Orgelbauer Daniel Herz.
Herz verteilte das Manualwerk auf zwei Windladen und führte den Wind in 6 Schichten der gewaltigen Pfeifenstöcke zu den vor der Apsiswand aufgereihten Pfeifen. Die Pfeifen des Pedalwerks sind in zwei Etagen an der Altar-Rückwand angebracht: die Pedalposaunen überragen den Altar, die Subbasspfeifen hängen unter der Musikantenbank in den Raum darunter. Windladen und Mechanik der Orgel sind verborgen, teils in Wandnischen hinter dem Chorgestühl, teils unter der Vertäfelung der Altarrückseite, teils unter der Balkendecke. Die alten Bälge liegen im Sakristeidach neben der Apsis; sie wurden vom Treppenpodest aus mit Stricken gezogen.
Im 18. Jh. wurde die Orgel mehrfach repariert und von Peter Volgger 1795 zweimanualig mit erweitertem Tonumfangs umgebaut, wobei die Doppelsemitonien verschwanden. Im 19. Jh. verfiel die Orgel und die Pfeifen verschwanden. Um die wertvolle Substanz vor weiterem Verfall zu retten, beschloss das Domkapitel 2005, die Orgel wieder spielbar zu machen. Anhand einer genauen Erforschung des Bestands konnte Hendrik Ahrend (Leer/Ostfriesland) 2010 eine Rekonstruktion des Urzustands wagen.
Das Manualwerk wird vom Obermanual in Chortonlage gespielt - mit gebrochener Bassoctav und durchweg gebrochenen Obertasten in der kleinen und der eingestrichenen Octave - und vom unteren im Kammerton - mit kurzer Bassoctav und einfachen Obertasten -, Tonumfang C bis c3 (Kammerton: d3). Das Pedalwerk ist chromatisch von C-c0 (im Kammerton bis d0) gebaut, mit einem Registerzug zur Transponierverschiebung von Chorton nach Kammerton. Die Stimmung ist praetorianisch mitteltönig.
Die neue Windversorgung ist im Sakristeischrank unter der Orgel eingebaut. Das Gehäusesims zeigt ein Chronostichon, das auf den Hymnus „Ave maris stella“ (Meerstern ich dich grüße) anspielt und das Fertigstellungsjahr 1649 angibt.