Bücherschatz gehoben
Domkapitelbibliothek digital erfasst
Mehr als ein Jahr hat Angelika Pedron von der Servicestelle Betreuung Historischer Bibliotheken (angesiedelt beim Südtiroler Bibliotheksverband) im Auftrag der Landesbibliothek Teßmann gearbeitet, um den historischen Buchbestand des Brixner Domkapitels aufzuarbeiten und digital zu erfassen. Der Bestand umfasst rund 1.400 Bände und beinhaltet nicht weniger als 191 Inkunabeln. Die älteste davon ist mit 1469 datiert. "Es ist ein alter, schöner Bestand zusammengewürfelter Werke, die sich im Besitz der Domherren befanden", erklärt Pedron. Die Bibliothek, die im Domkapitelarchiv in der Hofburg gelagert ist, besteht zu einem Großteil aus Literatur zu Kirchen- und Zivilrecht - in lateinischer Sprache. Die jüngsten Werke stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Die Erfassung der Bücher hat Pedron nun abgeschlossen. Öffentlich zugänglich ist der Katalog allerdings noch nicht, er soll aber zukünftig in den Südtiroler Gesamtkatalog MyArgo integriert werden. Erfassung heißt, dass nicht bloß die Titel katalogisiert wurden, sondern auch Besitzvermerke, Altsignaturen, Exlibris oder besondere Illustrationen.
Eine ausgesprochen schöne Miniatur befindet sich in einer Inkunabel, die um das Jahr 1473 herum entstanden sein dürfte und die den Titel "Rosarium decretorum" trägt. Leider hat sich vor langer Zeit ein Holzwurm in dem Band eingenistet und die Seiten beschädigt. Die Miniatur beschreibt Pedron folgendermaßen:
Eine durch eine Säule zweigeteilte Miniatur mit Wechselrahmen, auf der linken Seite der thronende Papst unter einem Baldachin, der einem schwarz gekleideten Mönch (Benedktiner?) ein rotes Buch (Bibel? Ordensregel?) übergibt, daneben stehen drei männliche Figuren (ein Bischof und zwei andere Kleriker, davon der rechte mit einer Schriftrolle in der Hand), die rechte Miniatur stellt einen Lehrer (Kaplan?) auf Pult mit Baldachin dar, der vier Schüler unterweist; Blatt 1r: goldene Rankeninitiale in grün-blau-rot-goldenem Wechselrahmen mit Akanthusranken.
Eine weitere Besonderheit des Bestandes sind einige so genannte Kettenbücher. Diese verfügen über einen metallernen Ring, mittels dessen die Bücher an die Lesepulte angekettet wurden, damit sie nicht entwendet werden.
Eine Kuriosität hat Pedron ebenfalls entdeckt. Dabei handelt es sich um einen Sammelband aus der Mitte des 15. Jahrhunderts mit anti-lutherischen Schriften aus dem reihenweise Seiten herausgerissen wurden. Ein handschriftlicher Eintrag des späteren Weihbischofs Simon Feuerstein gibt Aufschluss über die Geschichte dahinter:
Hs. Eintrag: Zu Merckh d[a]z ich Simon Feurstain d[er] Zeit Thuombredig Zu Brixen ec. auß disen vnd dergleich Etlichen Buechern allain Etliche Ergerliche ketzerische Tractetlin herauß gerissen, so mit d[er] Zeit, wo sy In frembde hendt gerath, hetten fast schedlich sein mug. Und dises schreib ich darumb hinzu, damit ich nit vilecht annderst v[er]dacht wurde. Etliche hab ich wol auch gar v[er]brent, bey wölliche kain Catholisches eingebundn, und ainem Catholischen predig (ob er schon Lice[n]tia ... libros legendi ...) wenig od[er] vil nit nuz sein wurde; Cu[m] alii libri Cath.ci no[n] desint, qui fructuosius legi possint. 1588. 3. Aug.