Rupert Huber dirigiert Via Crucis
Franz Liszt am Passionssonntag
Der Domchor Brixen führte am Passionssonntag (17. März 2024) unter der Leitung des renommierten Dirigenten Rupert Huber die „Via crucis“ von Franz Liszt auf. Domkapellmeister Andrea Tasser hatte das Werk im Vorfeld einstudiert und sang beim Auftritt mit. Für die Sängerinnen und Sänger war die Zusammenarbeit mit Rupert Huber, welcher bekannte Chöre wie das SWR-Vokalensemble Stuttgart und den Bayrischen Rundfunkchor leitet, eine Ehre und eine großartige Erfahrung. Auch den Dirigenten hat die Arbeit mit dem Domchor sehr gefreut. Für ihn war der Aufenthalt in Brixen zugleich eine gute Gelegenheit, seinen ehemaligen Studienkollegen vom Mozarteum, den Domorganisten Franz Comploi, zu treffen.
Das Konzert begann mit Liszts Spätwerk „Ossa arida“. Dabei erklangen die mächtigen Männerstimmen mit dem lateinischen Text „Ossa arida, audite verbum Domini“ – „Ihr verdorrten Gebeine, höret des Herrn Wort!“, die vierhändig an der Hauptorgel vom Domorganisten Franz Comploi und von Stefano Rattini begleitet wurden. Der Klaviervirtuose Liszt zeigte im Laufe seines Lebens immer wieder großes Interesse für die Kirchenmusik. In seinem Spätwerk Via Crucis wird der Virtuose zurückhaltend, stark vereinfachend, klar im Umgang mit dem musikalischen Material und öffnet Türen ins noch ferne 20. Jahrhundert. Das Werk ist sehr persönlich und beseelt, mit zahlreichen Momenten der Stille.
Bei der Aufführung im Dom zu Brixen erklangen die reinen Orgel-Stationen von der Hauptorgel, gespielt von Franz Comploi und die eindringlichen Bariton- Soli vom Südtiroler Michael Feichter. Die Männerstimmen des Domchores ließen sich mit den kräftigen Rufen „Jesus Cadit“ und „Crucifige“ hören, und sechs Oberstimmen aus den Reihen des Domchores stimmten das zarte dreistimmige „Stabat Mater“ und „Consumatum est“ an. Mit feinfühliger Agogik und nuancenreich in der Dynamik führte Rupert Huber den Domchor beim Hymnus „Vexilla Regis“ und bei der Bearbeitung des von J. S. Bach verwendeten Chorals „O Haupt voll Blut und Wunden“ sowie beim Choral „O Traurigkeit, o Herzeleid“, dessen ausdrucksstarke Chromatik die Dramatik der Passion unterstreicht. Mit dem Schlussteil „Ave crux, spes unica“ – „Kreuz, unsere einzige Hoffnung“ beendete der Domchor, von Stefano Rattini an der Chororgel begleitet, das Konzert ganz bewusst ohne Applaus, um die Ergriffenheit der Kreuzwegandacht nicht zu stören. Das Publikum war ergriffen und beeindruckt von der Intensität des Werkes sowie der Qualität der Darbietung.